Bruce's Meinung

19 – einmal Finnland und zurück, oder; unsere Telenovela

Ja, richtig gelesen… Einmal Finnland und zurück… Leider…

Finnland ist so super schön!
Und ich durfte die letzten zwei Tage frei rennen und ich hab das wirklich toll gemacht! Erst war ich verunsichert, aber dann bin ich so schnell gerannt wie ich konnte und dann blieb ich schön bei Sibylle und Stefan und Zora und zusammen sind wir zum Fluss gelaufen und haben gespielt und alles ohne Leine!
Der finnische Boden ist so anders als bei uns! Irgendwie kitzelt es an den Pfoten, aber angenehm. Überall hat es Moose und Flechten und kleine Beeren. Aber auch viele Mücken! Die sind sooooo doof.
Aber das Wasser ist toll! Ich habe sogar gelernt zu schwimmen! Aber so wirklich passt mir das Schwimmen noch nicht. Vielleicht bin ich doch eher ein Schneehund als ein Seehund.

Finnland wäre eigentlich unser Land, sagt Sibylle und Stefan. Aber, ja es gibt ein ABER….
Es hat sich gezeigt, dass unser Leben hier in Finnland wirklich einer Telenovela ähnelt. Genau das wollten wir ja vermeiden!

Die Arbeit, die Sibylle hier in Finnland erledigen sollte, ist ganz anders als besprochen.
Es ist alles sehr schwierig. Erst hätte sich Sibylle 6-8 Stunden täglich und das sieben Tage die Woche um die 70 Schlittenhunde kümmern müssen, und dann plötzlich durfte sie sich wieder nicht mehr um die Hunde kümmern.
Also dazwischen haben Stefan und Sibylle noch einen Kompromiss gesucht, weil diese Arbeit einfach zu viel war für Sibylle und die Arbeit so auch nicht vorgesehen war, zumindest aus unserer Sicht.
Und ich fand das auch überhaupt nicht toll, dass Sibylle sich um so viele andere Hunde gekümmert hat. Ich habe aus dem Fenster geblickt und musste zuschauen, wie Sibylle mit den anderen Hunden spielt. Das war so unfair!
Und dann hiess es plötzlich, Sibylle sei nicht motiviert genug für diese Arbeit. Also ich bin ja froh, dass Sibylle sich nicht mehr mit den anderen Hunden beschäftigt.
Aber ich weiss auch, dass Sibylle immer motiviert ist, wenn es um Hunde geht!
Zugegeben, Sibylle wirkt für manche Menschen schon «unmotiviert», dies aufgrund ihrer reduzierten Mimik… Sibylle ist sich diesem Problem bewusst und hat dies auch im Vorhinein angesprochen, damit es eben nicht zu solchen Missverständnissen kommen sollte!

Gleichzeitig wird Sibylle dann aber gesagt, dass man über einen Vorschlag von ihr nur lachen könne.
Das finde ich nicht nett! Erst soll sie nicht motiviert genug sein und wenn sie ihre Erfahrung mit Angsthunden einbringen möchte, heisst es, man könne nur darüber lachen.
Es ist sehr unfair… Denn Sibylle ist sehr wohl bewusst, dass diese Schlittenhunde hier anders gehalten werden als wir und andere Hunde in der Schweiz oder in Deutschland. Sie akzeptiert diese Haltung und mischt sich nicht ein, da sie sich mit Schlittenhunden nicht auskennt.  Sibylle sagt, da gibt es gaaaaanz viele Hunde, die es wirklich schlecht haben, aber diese Schlittenhunde haben es nicht schlecht, einfach anders als Zora und ich.

Ein Hund hier, der kein Schlittenhund ist, eher so wie ich und Zora eben, hat aber Angst vor Gewitter und vor einigen Geräuschen. Da wollte Sibylle nur nachfragen, ob die Besitzer schon einmal eine Desensibilisierung in Erwägung gezogen haben. Sie meinte, vielleicht würde es die Situation für diesen Hund verbessern, damit man ihn nicht jedes Mal sedieren müsse.
Naja, das war dann wohl wieder zu viel Motivation… Denn dadurch hiess es, Sibylle lebe Welten auseinander. Ich weiss nicht genau was das bedeuten soll… Schliesslich leben wir sogar im selben Land, zumindest jetzt noch.
Aber das alles führt leider dazu, dass wir zurück müssen.
Wir haben versucht, eine andere Unterkunft zu suchen, aber leider finden wir nichts, was wir uns leisten können. Die Reise und die Vorbereitungen waren schon so teuer, dass wir leider nicht mehr viel ausgeben können… Und die Rückreise kostet auch wieder viel. Und ich kann nicht auf den blauen Metallboden machen!

Wir versuchen die restliche Zeit zu geniessen… Aber für Stefan und Sibylle ist das natürlich schwierig. Sie wüssten wirklich gerne, was sie falsch gemacht haben, wie es dazu kommen konnte, dass plötzlich nichts mehr in Ordnung ist…
Einen Schlussstrich ziehen sei schwierig, wenn man nicht wisse, wie es zu diesem Ende gekommen sei….

Also Menschen sind einfach nur kompliziert.
Ich freue mich über meine Freiheit und die schöne Natur. Und ich und Zora geniessen die Zeit in vollen Zügen!
Also nein, wir sind in keinem vollen Zug, das würden wir auch überhaupt nicht geniessen!
Das ist wieder so eine seltsame Redewendung… Wer geniesst schon den Aufenthalt in einem vollen Zug?
Wobei, Menschen sind ja wirklich sonderbar…

Ich meine das hier; das geniessen wir!